Text & Komposition
Neues Globe Theater, Schwäbisch Hall
2021
Kira und Luna sind Zwillingsschwestern. Aber sie könnten verschiedener nicht sein: Während Kira den Broadway und die Show liebt und das deutsche Feuilleton hochnäsig findet, arbeitet Luna als Dramaturgin am Staatstheater und hält das Abendland für gefährdet durch den seichten Quatsch, den ihre Schwester macht.
Die beiden gönnen sich auf der Bühne keinen Zentimeter, wenn es darum geht, klar zumachen, was Kunst ist.
Doch nun kommt durch einen familiären Todesfall ans Licht, dass es einen unbekannten Großvater gibt, der in den 20er Jahren Lieder geschrieben hat und dann vergessen wurde. So müssen die beiden Rampen-Kontrahentinnen wohl oder übel die eigene Familiengeschichte und damit auch deutsche Kultur- und Theater-Geschichte aufarbeiten, damit alles vielleicht doch noch ein versöhnliches Ende findet.
Franziska Becker und Nini Stadlmann verkörpern unter gelegentlicher Mithilfe ihres Pianisten und einer Stimme aus dem Off bis zu neun Personen aus drei Jahrhunderten und geben ungefähr alles zum Besten was man musikalisch auf der Bühne machen kann: Broadway-Nummern, satirische Chansons, rockige Anti-Kommerz-Songs, Neue-Musik-Performances, Schlager und die Operette zur Rettung Opas – was darf’s denn sein? Kira und Luna haben auf diese Frage ihre jeweils ganz klare Antwort und merken erst im Laufe der Suche nach den eigenen Wurzeln, dass gerade die Mischung den Reiz ausmacht.
Ein Stück, das im Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz, zwischen Hochkultur und Unterhaltung mindestens 100 Jahre deutsche Geschichte in Wort und Ton Revue passieren lässt und eine Brücke schlägt zu den oft gehypten aber genauso oft tot-konservierten Goldenen Zwanziger Jahren.
Ein Krimi mit einer geheimnisvollen Schellack-Platte, einem ignoranten Totengräber-Beamten und einigen überraschenden dramaturgischen Twists.
Und eine Kampfansage an das deutsche Schubladendenken besonders im Bereich der Kunst.
Text und Musik: Tom van Hasselt
Regie: Brian Bell
Cast: Franziska Becker, Nini Stadlmann
Am Klavier: Tom van Hasselt